Das Geburtshaus in der Presse
 
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Ostsee-Anzeiger - 4. September 2002
Kinderkriegen muss nicht im Krankenhaus stattfinden

Geburtshaus empfängt werdende Eltern

Bad Doberan - Sobald sich ein Kind ankündigt, ändert sich das Leben aller Beteiligten, weiß Hebamme Dagmar Saeckel nur zu genau.
Geleitet von dem Gedanken, dass Schwangerschaft und Geburt natürliche Prozesse sind, bemüht sich die dreifache Mutter seit acht Jahren, werdenden Eltern Sicherheit in ihrer neuen Lebenssituation zugeben.
Während ihres Geburtsvorbereitungskurses können die werdenden Mütter auch all die Fragen, bezüglich ihrer Schwangerschaft, loswerden, die man sich beim Frauenarzt nicht so recht zu stellen getraut. Sieben Mal treffen sich die Kursteilnehmerinnen vor der Geburt. Viel Zeit, um ein gewisses Vertrauensverhältnis aufzubauen., dass spätestens mit dem neuen Erdenbürger sehr wichtig für die Frauen wird.
Neu im Kurs Saeckel - die "kleinen Kugeln" gehen baden. Derzeit gönnen vier schwangere Frauen, im hauseigenen Swimmingpool des idyllischen Landhotel Wittenbeck, ihrem überstrapazierten Rücken eine Erholungskur. Gelenke werden entlastet und "man fühlt sich so herrlich leicht" gesteht Kristin Zscheile. Sie kommt extra aus Güstrow, um am Kurs teilzunehmen. Auch das Babyschwimmen wollen die Frauen hier später nutzen. Das muss allerdings aus eigener Tasche finanziert werden (8 Euro die Stunde). Den Kurs - inklusive das Schwimmen der Schwangeren - die häusliche Betreuung nach der Geburt, die Rückbildungsgymnastik und auch den Aufenthalt im Geburtshaus zahlt die Krankenkasse oder je nach Bedarf das Sozialamt.

Am 17. August erblickte Carla Annica während einer Hausgeburt das Licht der Welt. Die erste Geburt im klassizistischen Gutshaus Friedrichshof. Hier ließ Dagmar Saeckel mit Hilfe der Eltern und Freunde, ihren Traum wahr werden. Das erste Geburtshaus von Mecklenburg-Vorpommern entstand nun in einem kleinen Ort zwischen Schwaan und Seelow (Kreis Bützow), nahe dem Reiterhof Passin. Derzeit wird noch in den drei farblich verschiedenen, gemütlich eingerichteten Wochenbettzimmern (Dusche, WC) entbunden. Doch in Kürze sollen diese durch zwei weitere Entbindungsräume entlastet werden. Eine Wassergeburt ist jetzt schon möglich.

Rund um die Uhr stehen Arzte und moderne Technik im Hintergrund, sind jederzeit abrufbar. "Die Frauen die bei mir entbinden, kennen sich selbst genau, wissen wo ihre Grenzen liegen," bekennt die junge Hebamme, die aber auch um die Ängste einiger Frauen vor einem Klinikaufenthalt weiß.
Dem Partner ist jederzeit die Möglichkeit gegeben bei der Entbindung dabei zu sein. Die Zimmer sind so eingerichtet, dass der werdende Vater und selbst ein Geschwisterkind mit übernachten können. Verpflegt wird sich selbst, in einer Gemeinschaftsküche. Hier sind meist die Omas gefragt. Die Aufnahme in das Geburtshaus und die Entlassung, nach zwei Stunden oder zwei Wochen, erfolgen nach Wunsch.
Auch danach bleibt die Hebamme Ansprechpartner für die neue Familie. Hausbesuche, Rückbildungsgymnastik und wiederum neu die Babymassage ab dem dritten Monat, stehen dann auf dem Programm. Letztere fördert nicht nur das körperliche und emotionale Wohlbefinden nachhaltig, sie stabilisiert auch Atmung und Kreislauf. Selbst bei der Entwicklung eines geregelten Schlafrhythmus sollen die "sanften Hände" behilflich sein.

Über weitere Informationen rund um die Betreuung von Schwangeren, Gebärenden, Wöchnerinnen und stillenden Frauen geben die örtlichen Krankenkassen, das Gesundheitsamt, der Bund Deutscher Hebammen oder das Internet Auskunft.

Autor: D. Wehmeyer
Medium: Ostsee-Anzeiger, 4.September 2002