Ostseezeitung - 21.
Juni 2000 |
Menschen
der Stadt: Heute Hebamme Dagmar Saeckel
Jetzt will sie das erste Geburtshaus
einrichten
In den Wirren der Nachwendezeit hat Dagmar Saeckel ihren
Entschluss gefasst: "Ich mach mich selbstständig."
Das war 1993 und die junge Frau hatte gerade ihre Ausbildung
zur Hebamme abgeschlossen. An den Anfang ihres Weges zur
freiberuflichen Hebamme hatte die junge Doberanerin jedoch
zunächst das Sammeln von Berufserfahrung gesetzt:
In einem Krankenhaus in Herdecke nördlich von Dortmund
hatte sie Bewerbungs-Glück. "Dort sind homöopathische
Anwendungen üblich", sagt die 26-Jährige.
Das bewirke oft mehr als Medikamente, nahm sie aus Herdecke
mit, als sie 1996 an ein kleines Schweizer Krankenhaus
wechselte. Hier fand Dagmar Saeckel das, was für
sie den Reiz des Berufes ausmacht - den engen Kontakt
mit den werdenden Müttern von der Schwangerenvorsorge
über die Geburt bis zur Betreuung danach.
Die Geburt ihres ersten Kindes beschleunigte den Schritt
in die Selbstständigkeit; seit April 1998 ist Dagmar
Saeckel in Bad Doberan freiberuflich. Sie verhalf bislang
über 350 Kindern auf die Welt. "Immer mehr nachgefragt
werden Hausgeburten, sagt die junge Frau, inzwischen Mutter
zweier Söhne. Hatte sie 1998 noch zwei Hausgeburten
betreut, so wünschten diese 2000 bislang fünf
Frauen.
Dabei habe sie festgestellt, dass Hausgeburten mitunter
an räumliche Grenzen stoßen, die Franen aber
dennoch gerne eine Alternative zur Klinik hätten.
Deshalb reift jetzt ihr neuestes Vorhaben - ein Geburtshaus.
In der Nähe von Schwaan hat sich Dagmar Saeckel gemeinsam
mit Ihrem Lebensgefährten, einem Landwirt, ein altes
Gutshaus gekauft, das derzeit umgebaut wird. Spätestens
2001 soll das Geburtshaus fertig sein. Etwas Vergleichbares
gibt es erst wieder in Berlin oder Hamburg. Neben zwei
Entbindungsräumen wird es Zimmer geben, in die die
Schwangeren samt der werdenden Väter einziehen können,
um sich in Familie und in Ruhe auf die Geburt vorbereiten
zu können. Das Ganze ist nicht ohne Risiko. "Für
ein Geburtshaus gibt es keine Fördermittel",
weiß die Hebamme.
Autor: Jörg Mattern
Medium: Ostseezeitung, 21.06.2000
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