SVZ/Bützower
Zeitung - 23. Oktober 2002 |
Premiere
mit Carla-Annica
Erstes Geburtshaus des Landes empfängt
in Friedrichshof werdende Eltern
Friedrichshof - Sobald sich ein Kind ankündigt, ändert
sich das Leben aller Beteiligten, weiß Hebamme Dagmar
Saeckel. Seit acht Jahren bemüht sich die dreifache
Mutter, werdenden Eltern Sicherheit in ihrer neuen Lebenssituation
zu geben. Denn sie sagt: "Schwangerschaft und Geburt
sind natürliche Prozesse." Das können Mütter
und Väter auch im Geburtshaus in Friedrichshof erfahren,
dem ersten in Mecklenburg-Vorpommern.
Am 17. August erblickte Carla-Annica während einer
Hausgeburt das Licht der Welt. Die erste Geburt im klassizistischen
Gutshaus Friedrichshof. Hier ließ Dagmar Saeckel
mit Hilfe der Eltern und von Freunden ihren Traum wahr
werden (SVZ berichtete). Das erste Geburtshaus von Mecklenburg-Vorpommern
steht nun in dem kleinen Ort zwischen Schwaan und Bützow,
nahe dem Reiterhof Passin. Derzeit wird noch in den drei
farblich verschiedenen, gemütlich eingerichteten
Wochenbettzimmern (Dusche, WC) entbunden. Doch in Kürze
sollen sie durch zwei weitere Entbindungsräume entlastet
werden. Eine Wassergeburt ist jetzt schon möglich.
Rund um die Uhr stehen Ärzte und moderne Technik
im Hintergrund, sind jederzeit abrufbar. "Die Frauen,
die bei mir entbinden, kennen sich selbst genau, wissen,
wo ihre Grenzen liegen", bekennt die junge Hebamme,
die um die Ängste einiger Frauen vor einem Klinikaufenthalt
weiß.
Deshalb legt Dagmar Saeckel viel Wert auf den Geburtsvorbereitungskurs.
Sieben Mal treffen sich die werdenden Mütter vor
der Geburt. Viel Zeit, um ein Vertrauensverhältnis
aufzubauen, das spätestens mit dem neuen Erdenbürger
sehr wichtig für die erschöpften Frauen wird.
Neu im Kurs - die "kleinen Kugeln" gehen baden.
Derzeit gönnen vier schwangere Frauen im hauseigenen
Swimmingpool des idyllischen Landhotels Wittenbeck ihrem
überstrapazierten Rücken eine Erholungskur.
Gelenke werden entlastet, und "man fühlt sich
so herrlich leicht", gesteht Kristin Zscheile. Sie
kommt extra aus Güstrow Auch das Babyschwimmen wollen
die Frauen hier später nutzen. Das muss jedoch selbst
bezahlt werden (acht Euro die Stunde). Im Gegensatz dazu
zahlt den Vorbereitungskurs, den Aufenthalt im Geburtshaus,
die anschließende häusliche Betreuung und die
Rückbildungsgymnastik die Krankenkasse oder auch
das Sozialamt.
Bei allem wird der werdende Vater mit einbezogen. Er kann
jederzeit bei der Entbindung dabei sein. Die Zimmer im
Geburtshaus sind so eingerichtet, dass er und ein Geschwisterkind
mit übernachten können. Einer Gemeinschaftsküche
steht bereit. Hier sind meist die Omas gefragt.
Auch nach der Geburt bleibt die Hebamme Ansprechpartner
für die neue Familie. Hausbesuche, Rückbildungsgymnastik
und die Babymassage ab dem dritten Monat stehen auf dem
Programm. Letztere fördert nicht nur das körperliche
und emotionale Wohlbefinden nachhaltig, sie stabilisiert
auch Atmung und Kreislauf. Selbst bei der Entwicklung
eines geregelten Schlafrhythmus sollen die "sanften
Hände" behilflich sein.
Autorin: Dorit Weidlich
Medium: Schweriner Volkszeitung/ Bützower Zeitung
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